Seit den frühen 90er Jahren führt Joachim Lothar Gartners künstlerische Entwicklung aus der Gegenständlichkeit in die Abstraktion, wobei die Vorgehensweise der Bildentstehung dirigierend und reflektierend ist, niemals aber in einem interpretativen Sinn.
Vielmehr werden Prozesse in Gang gesetzt, mal defensiv behutsam gesteuert, mal offensich gelenkt, ohne sie mit Befindlichkeit zu unterfüttern oder eine Symbolsprache zu entwickeln. Sein Werkzeug ist die Walze, das vorgefundene Produkt, das den Charakter des industriell Erzeugten in sich trägt, und das der Künstler in der Art einer Matrix bzw. eines Roll-Stempels einsetzt. Dementsprechend arbeitet er mit Industriegrundierfarbe, sogenannter Primer. Die derart entstehenden vertikal, horizontal bzw. diagonal geführten Gitter- und Punktraster stellen die Grundstruktur des Bildaufbaus dar, schaffen Verdichtungen und suggestive Raumdimensionen, wobei Licht und Dunkelzonen als aleatorische Komponente miteinbezogen werden.
Dieter Ronte, Direktor des Forums Frohner, Krems und langjähriger Direktor des Kunstmuseums Bonn schreibt in diesem Zusammenhang: "Joachim-Lothar Gartner sucht die Klarheit des Bildaufbaus, er bevorzugt die stillen Flächen und sucht die schwingende Leere dazwischen, wissend, dass in der Reduktion sich oft mehr verbirgt, als in der Oberflächlichkeit der Vielfalt. (.....) Die Bilder vermitteln unmittelbare Optik. Der Betrachter sucht den Bildkörper, er möchte gerne begreifen, im wörtlichen Sinne. Form, Orientierung, Struktur - Fläche, Rastergefüge entstehen. Die Flächen setzen sich in Schwingungen, sie verlassen die vorgegebene Einschränkung des Formats. Die Bilder agieren über sich selbst hinaus. Sie suchen einen grenzenlosen Raum, sie suchen den Berührungspunkt mit dem bildlich nicht Fassbaren, mit dem bildnerischen Unbekannten. Sie expandieren, sie penetrieren den Umraum. Sie entgrenzen sich selbst. Die suchen die Definition einer neuen Grenze."